Hintergrundinfos zum aktuellen Projekt


Hintergrundinfos zum aktuellen Projekt

QUELLE DER URGESCHICHTE

Bewohner aus dem Khamu-Dorf Phienghat, in Laos, Südostasien haben Rachel Clarke die Geschichte von Luk Khampa erzählt und sie spontan mit ihr aufgeführt, als ihr Theaterensemble dort auf Tournee hingelangte. Phienghat war damals nur nach einem achtstündigen Fußmarsch erreichbar. Heute führt eine vierspurige Autobahn durch das Dorf. Rachel Clarke hat fünf Jahre lang im Norden von Laos als Theaterprojektleiterin gearbeitet.

LAOS

Laos liegt im Zentrum Südostasiens und war bis in die 90er Jahre hinein relativ abgeschottet vom Rest der Welt. Für Reisende gilt es als Rückzugsort und Naturparadies. Die Mehrheit der Laoten bestritt bis vor kurzem ihren Lebensunterhalt mit der Land- und Waldarbeit, wie die Menschen in Europa im Mittelalter. Mit 150 verschiedenen ethnischen Gruppen besitzt Laos einen Reichtum an Sprachen, Glaubensrichtungen und Lebensweisen. Die Khamu glauben als Animisten an die Präsenz von Geistern, die im Haus, im Dorf und in der Natur Einfluss auf das tägliche Leben ausüben. Der Umgang mit Geistern strukturiert bis heute das soziale Leben und reguliert die Beziehung der Menschen zur Natur.

DAS MODERNE LAOS

Die sozialistische Regierung verwandelt das Land seit Anfang der 90er Jahre in eine Marktwirtschaft. Wirt­schaft­licher Wachs­tum wird vor allem durch Stau­damm­bauten zur Energie­gewinnung, große Berg­bau­projekte und durch die Ab­­hol­z­ung von Wäldern für Plantagen voran­getrieben.
Von den Bewohnern wird erwartet, dass sie sich in kurzer Zeit von der Subsistenz auf die Lohnarbeit umstellen. Statt gemeinschaftlich mit ihrem Dorf Reis auf eigenem Boden für Eigenbedarf und Verkauf anzubauen, bestellen sie dasselbe Land als saisonale Arbeiter für internationale Unternehmen.
Das Leben der Bergbewohner liegt nicht mehr in eigener Hand. Seit sich chinesische, vietnamesische und europäische Konzerne dort niederlassen, scheint eine selbstbestimmte Entwicklung für die ländliche Bevölkerung in Laos nicht mehr möglich. Wird sich das in Zukunft ändern?

MYTHOS WAISENKIND

Die Soziologin Jaruwan Thammawat hat 65 Geschichten über Waisenkinder in Bergdörfern in Nordthailand und Laos gesammelt. In ihrem Buch Orphan Tales* erklärt sie: „Waisengeschichten konsolidieren das Bild von einer selbstständigen, ländlichen Gemeinschaft… Sie zeigen, dass der mittelloseste aller Bauern durch seinen Mut und Einsatz die Gemeinschaft und ihre Lebensweise vor akutester Bedrohung ihrer Existenz retten und ihre Überlebensfähigkeit und ihren Willen stärken kann.“ *Siritham Offset, Thailand, 1999

GLOBALE KLIMAKRISE

Hunderte von Menschen haben 2011 nach Taifunen und andauernden Monsunregenfällen auf Grund von Überschwemmungen ihre Existenzgrundlage verloren. Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen sind alle seit 1998 gemessen worden. Mit der Erderwärmung kommen Extremwetterphänome mit zunehmender Häufigkeit vor. Der globale Temperaturanstieg bis zum Jahre 2100 wird auf 3 Grad geschätzt. Die Entwicklungsorganisation UNDP warnt vor verheerenden Folgen des Klimawandels in der Dritten Welt und fordert „menschliche Solidarität in einer geteilten Welt“.

BEGLEITPROGRAMM BNE

LUK KHAMPA – DAS WAISENKIND stellt in einer phantasievollen, bildhaften Form den Zusammenhang zwischen unserem Umgang mit der Umwelt hier in Europa und dem Leben von Menschen mit der Natur in Südostasien her. So wird dem Zuschauer sinnlich und geistig die Dringlichkeit individuellen und gemeinsamen Handelns nahegebracht. Die Zuschauer können das Erlebnis auf Wunsch in einem Begleitprogramm von Nachgesprächen mit Umweltexperten, Theaterworkshops und auf einem Infomarkt in Interaktion mit NGOs vertiefen.

So versteht Legend Theater ihre Produktion als einen Beitrag zur kulturell-politischen Bildung zur Nachhaltigen Entwicklung (BNE).